EINTRACHT
BRAUNSCHWEIG
DFB-Pokal 2004/2005 Achtelfinale
Dienstag,
09.11.2004 19:00 Uhr Stadion An der Grünwalder Strasse
Bayern München (A) -
EINTRACHT
3 : 2 (0:0)
Eintracht unterliegt
nach spannendem Pokalfight
"Heute kegeln wir Euch raus" - ein
blockgrosses Banner wurde vom Bayernanhang beim Einlaufen der Mannschaften
ausgerollt. Nachdem der Platz áuf Anweisung von Schiedsrichter Jürgen Jansen
notdürftig vom Schnee geräumt wurde und die Spielfeldbegrenzungenin rot markiert
waren, konnte bei eisigen Temperaturen das Achtelfinale im DFB Pokal im Stadion
an der Grünwalder Strasse beginnen. Fast die Hälfte der Zuschauer hatte die über
600 Kilometer lange Anreise in Fanbussen, PKWs und Zügen der Deutschen Bahn aus
Braunschweig (und u.a. Münster, Bielefeld, Gelsenkirchen) nach München in Kauf
genommen, viele unter Anrechnung eines Urlaubstages, um die Blau-Gelben zu unterstützen. Eintracht startete in der
Erfolgsformation der letzten Spiele, die Bayern mit Unterstützung aus dem
Profikader u.a. mit Ex-Einträchtler Tobias Rau. Auf schwerem Geläuf starten
beide Teams offensiv. Die erste Grosschance der Bayern vereitelt Stuckmann, als
Semmler allein vor ihm auftaucht. Auf der Gegenseite wird Fuchs zweimal gut in
Szene gesetzt, doch er verzieht in aussichtsreicher Position. Die Münchener
überbrücken mit langen Bällen schnell das Mittelfeld, immer wieder kann sich Rau
gut in Szene setzen und seine Stürmer bedienen. Gefährlichste Aktion der
Eintracht in der ersten Halbzeit ist ein Kopfball von Graf, den Rensing parieren
kann. Auf Gegenseite vergibt Guerrero völlig freistehend vor Stuckmann,
der einen Mordsschuss von Fink nicht festhalten kann. 0:0 der Pausenstand, nicht
unverdient für die Braunschweiger Löwen.
"15 Minuten Tiefschlaf nach der Pause" attestiert nach Spielschluss Coach Michael Krüger seinen Schützlingen, doch die Bayern brauchten eigentlich nur 10 Minuten (53. - 63. Spielminute) um zwischenzeitlich fast uneinholbar auf 3:0 davon zu ziehen. Leichtfertige Ballverluste im Mittelfeld und dann steht zweimal Guerrero völlig frei vor Stuckmann, beim dritten Treffer Stuckmann wiederum chancenlos als nach Flanke von Guerrero Semler den Ball ins Netz befördert. Die Bayernbank mit Trainer Gerland und Gerd Müller jubelt, ist doch mit Paolo Guerrero ein ähnliches Talent im Bayern-Kader wie der Ex-Torschütze vom Dienst selbst. Aber nur wenige Minuten der Schuldzuweisungen im Eintrachtteam, des Schocks. Mit dem Flieger angereist, um Grosses zu vollbringen, krämpelt das Team die Ärmel auf und übernimmt die Initiative. 70. Minute : Bick setzt sich gegen zwei Mitspieler durch und verkürzt auf 1:3. Hatten die Eintrachtfans noch "...wir stehen zu unserem BTSV" skandiert, als der Rückstand uneinholbar schien, war jetzt die lautstarke Unterstützung da. Kuru, wegen Abseits zurückgepfiffen, bedient nur 4 Minuten später mustergültig Daniel Graf, der unbedrängt einschiesst : nur noch 2:3 und die Braunschweiger waren jetzt weiter am Drücker. Eintracht stürmt - Bayern kontert, denn jetzt gilt : Alles oder Nichts für beide Mannschaften. Jetzt beginnt ein rassiger Pokalfight. Letzter Freistoss in der Nachspielzeit für die Blau-Gelben - Torwart Stuckmann mit vorn - abgewehrt - aus. Die Bayern Amateure sind im Viertelfinale des DFB-Pokals 2004/2005. Und so war der erste Weg von Manager Uli Hoeneß von der Tribüne direkt in die Kabine der Bayern, um seine Mannschaft zu beglückwünschen. Neben Hoeneß waren mit Karl Hopfner und Fritz Scherer weitere Mitglieder der Führungscrew des Champion-Legue Gewinners im Stadion. Für die Braunschweiger Eintracht tut neben dem sportlichen Ausscheiden auch der finanzielle Aspekt richtig weh. Ausser der Garantieeinnahme aus dem Fernsehtopf dürften die Kosten der Reise nach München aufgrund der geringen Zuschauerzahl zu einem Minus führen. Die Eintrachtspieler bedankten sich bei den Fans auf ihre Weise, indem sogar Spieler wie Lieberknecht, obwohl nicht gespielt, ihr Trikot ins Publikum abgaben. Denn die Nr. 1 stand wieder wie eine Mauer, die Fans der Braunschweiger Eintracht.
Eintracht Coach
Michael Krüger:
"Ich habe direkt nach dem Spielschluss dem Hermann schon gratuliert, Ich
möchte aber hier nochmal offiziell Dir und Deiner Mannschaft herzlichen
Glückwunsch sagen zum Erreichen der nächsten Runde des DFB-Pokals. Unter dem
Strich muss ich sagen, geht der Sieg auch in Ordnung, er war verdient. In der
ersten Halbzeit habe ich ein Spiel gesehen, das immer hin und her ging, wobei
die Bayern ein leichtes Übergewicht hatten, auch von den Chancen her. Aber wir
hatten unsre Möglichkeiten, wir haben uns sehr gut präsentiert. Wir haben
eigentlich dort angeschlossen, was wir in den letzten Meisterschaftsspielen
gezeigt haben. Dann sind wir nach der Pause leider aus unerklärlichen Gründen in
einen 15-minütigen Tiefschlaf gefallen. Die Bayern haben drei Tore gemacht, Das
Spiel war eigentlich weg, aber was aus meiner Sicht sehr positiv war, da muss
ich meiner Mannschaft in Riesenkompliment machen, sie hat sich nicht abschließen
lassen, was ja möglich gewesen wäre bei so einem Rückstand. Sie hat
zurückgefightet, hat noch zwei Tore erzielt. Klar, der Gegner hat dann Platz für
Konter, wenn es 4:2 steht, ist das Ding endgültig durch, aber solange es 3:2
stand, hatte ich immer die Hoffnung, dass da vielleicht noch ein Ball
durchrutscht. Der Traum, den wir hatten mit der nächsten Runde, ist ausgeträumt.
Das tut ein bisschen weh, aber ich denke die Bayern sind unter dem Strich
verdient eine Runde weiter gekommen."
Bayern Trainer Hermann Gerland:
Man hat gesehen, wir haben in der ersten Halbzeit schon klare Chancen
ausgelassen. Dann führen wir 3:0 und normalerweise kann man sich dann bei der
Erfahrung, die wir auch haben durch den Torhüter, zurücklehnen und sagen, das
Spiel ist gelaufen. Aber die Braunschweiger machten den Anschlusstreffer und auf
einmal fing das Spiel an zu wackeln, man spielte nicht mehr konzentriert genug
nach vorne und dann passierte das 3:2 und dann war es bis zum Ende ein
spannendes Spiel. Wobei wir natürlich auch zwei, drei ganz klare Torchancen
hatten.
Kurz vor dem Ende sage ich, die sollen mit dem Ball zur Eckfahne laufen, dann
ist das Spiel zu Ende. Doch dann meinen die alle, sie haben Abitur und sind
schlauer als der Trainer und spielen den Ball in die Spitze ab. Der wurde
abgefangen und dann bekommen wir nochmal eine Standardsituation gegen uns und in
der letzten Minute können wir noch den Ausgleich kriegen. Das war völlig
unnötig. Am Ende der zweiten Halbzeit hat Braunschweig gezeigt, dass sie eine
gute Mannschaft sind, dass sie Moral bewiesen haben, und sie können sich nun auf
die Meisterschaft konzentrieren. Dazu wünsche ich ihnen viel Glück. Ich habe
gesehen, gegen Holstein Kiel 15 oder 16.000 Zuschauern, am Wochenende 18.000
gegen St. Pauli. Diese Stadt und dieser Verein gehört in den bezahlten Fußball.
Ich drücke Eintracht Braunschweig die Daumen, dass sie das schaffen."
Eintracht
: Nr.1 = Die Fans,
Stuckmann, Amedick, Grimm, Siegert, Celikovic
(Patschinsky 61.), Jülich (Jansen 84.), Rodrigues, Graf, Bick, Fuchs (Rische
73.), Kuru .
FC Bayern München (A):
Rensing,
Rau (Thomik 90.),
Saba, Mbock,
Stegmayer,
Ottl,
Fink,
Buck,
Steinhöfer (Kilicaslan
86.),
Semler (Mauersberger 80.),
Guerrero .
Schiedsrichter : Jürgen Jansen
Zuschauer
: 2.840 (davon über 1000 Eintracht Fans)
Tore : 1:0
Guerrero (53.), 2:0 Guerrero (58.), 3:0
Semler (63.), 3:1 Bick (70.), 3:2 Graf (73.)
© Agentur Schumacher 2004